Wundersame Wurzelverwandlung: Wintergemüsechili

Wintergemüse-Chili

Wurzeln und Knollen haben ja eine lange Lebensdauer. Nicht nur in dem Sinne, dass sie uns aufgrund ihrer Lagerfähigkeit den ganzen Winter über mit Gemüse beglücken – nein, einzelne Exemplare liegen auch mitunter recht lange im Kühlschrank herum. Und liegen. Und liegen. Weil einen irgendwie dann doch alles andere mehr anlacht als diese bescheidenen Runkeln und Rüben.

Bei mir gibt es dann immer wieder Momente, in denen ich beschließe: Die müssen jetzt weg! Am besten auf einen Schlag. Ofengemüse ist in solchen Augenblicken eine feine Lösung – entsprechend häufig gibt es das bei uns im Winter. Diesmal hatte ich allerdings andere Pläne, und deren Ausgangspunkt war nicht das Gemüse, sondern eine Schatzsuche im Vorratsschrank (um hier mal den Titel des schönen Dauerevents im Blog Magentratzerl zu klauen – und das folgende Rezept gleichzeitig dort einzureichen).

Banner Schatzsuche im VorratsschrankAnfang Januar fand ich, in unseren Vorratsschränken müsste es mal etwas leerer werden. Also habe ich angefangen, mal eine Inventarliste aufzustellen. In dem Moment, als ich zu der Packung getrockneter Kidneybohnen mit Mindesthaltbarkeitsdatum Mitte 2013 kam, ahnte ich, dass hier keine Listen helfen, sondern nur Kochmaßnahmen.

Also weichte ich die Bohnen über Nacht ein und nahm den Dampfkochtopf zur Hilfe, um ihrer jahrelang abgelagerten Härte beizukommen. Und tatsächlich: Nach 30 Minuten unter Dampf und Druck waren sie absolut perfekt. Übrigens habe ich nachträglich festgestellt, dass ich sie womöglich gar nicht hätte einweichen müssen. (Kenji López-Alt schrieb kürzlich darüber, dass es nichts bringt, Hülsenfrüchte einzuweichen, Melissa Clark schon vor einigen Jahren. Die Links verdanke ich Petra von Chili & Ciabatta bzw. Lena von Coconut & Vanilla.)

Wintergemüse

Die gekochten Bohnen schrien geradezu nach einem schön herzhaften Chili, und da es vegetarisch sein sollte und in Sachen Gemüse mal wieder einer dieser Alles-muss-raus-Momente gekommen war, wanderte das Wintergemüse gleich mit in den Topf. Eine gute Entscheidung! Hier dürfen nämlich die Knollen und Wurzeln so richtig ihren rustikalen, leicht süßlichen Charakter austoben – zur Chilischärfe perfekt!

Ich verwende in Chilis (con und sine Carne) als Scharfmacher am liebsten Chipotle-Chilis, also ausgereifte (und daher rote) Jalapeño-Chilis, die zudem geräuchert werden. Sie sind nicht sehr scharf (also, im Vergleich zu anderen Chilis jedenfalls), haben aber ein unglaublich rundes, süßlich-rauchiges Aroma. Ich verwende Chipotles in adobo (also in einer zwiebligen Sauce), die es in kleinen Dosen in spanischen und lateinamerikanischen Spezialitätenläden zu kaufen gibt. Und wer im Internet sucht, wird natürlich auch fündig. Wenn ich eine Dose öffne, hacke ich gleich den gesamten Inhalt und friere ihn in einem Eiswürfelbehälter ein. Auch das ist ein echter Vorratsschatz! Wer keine Chipotle-Chilis bekommt oder kaufen mag, kann natürlich für dieses Rezept auch andere Chilisorten nehmen – die rauchige Note geht dann allerdings verloren.

 

Zum Schluss habe ich noch eine (vielleicht) etwas überraschende Zutat ins Chili gerührt: Schokolade nämlich. Keine Angst, es wird dadurch nicht zum Dessert: Der Kakao gibt dem Ganzen einfach noch eine zusätzliche süß-herbe Note und macht das Gericht rund.

Ehrlich: Etwas Besseres als dieses Chili hätte meinen Wintergemüse-Dauerkühlschrankbewohnern nicht passieren können. Ich habe schon längst wieder neue Wurzeln und Knollen gekauft!

Wintergemüsechili
Quelle: 
Zubereitungszeit: 
Garzeit: 
Zeitbedarf gesamt: 
Portionen: 8
 
Zutaten
Für das Chili:
  • 500 g getrocknete Kidneybohnen
  • 1,6 kg Wintergemüse (bei mir: Hokkaido-Kürbis, Knollensellerie, Steckrübe, Topinambur, Pastinake)
  • 2 rote Paprikaschoten
  • 3 Knoblauchzehen
  • 3 kleine Zwiebeln
  • 1–2 Chipotle-Chilis in adobo (Dose; Menge nach gewünschter Schärfe; ersatzweise frische Chilischoten
  • 3 EL Pflanzenöl
  • 1 EL Tomatenmark
  • 2 Dosen stückige Tomaten (à 400 g Füllgewicht)
  • 1 EL Kreuzkümmelsamen (Cumin)
  • 300 ml Gemüsebrühe
  • Salz
  • 50 g Bitterschokolade (mindestens 70 % Kakaoanteil)
  • Zucker
Zum Servieren:
  • 200 g Schmand
  • 1 Bund Petersilie oder Koriandergrün
  • Tortillachips
Anleitung
  1. Für das Chili die getrockneten Bohnen nach Belieben am Vorabend in Wasser einweichen (oder es lassen, siehe oben). Die Bohnen mit frischem Wasser aufkochen, dann die Hitze herunterschalten und die Bohnen bei kleinster Hitze zugedeckt in 40–60 Minuten weich, aber nicht matschig kochen (die Dauer hängt vom Alter der Bohnen ab). Im Dampfkochtopf dauert das nur 20–30 Minuten. Die fertigen Bohnen abgießen.
  2. In der Zwischenzeit das Gemüse vorbereiten: putzen, schälen und in mundgerechte Würfel schneiden. Die Paprikaschoten halbieren, entkernen und ebenfalls würfeln. Knoblauch und Zwiebeln schälen und fein würfeln, die Chilis hacken (frische Chilis längs halbieren, entkernen und fein würfeln).
  3. In einem sehr großen Topf das Öl erhitzen. Knoblauch und Zwiebeln darin glasig anschwitzen. Chilis und Tomatenmark zugeben, kurz mitschwitzen. Gewürfeltes Gemüse, gekochte Bohnen, Tomaten, Kreuzkümmel und Gemüsebrühe zugeben, alles umrühren, salzen und aufkochen. Das Chili ca. 30 Minuten zugedeckt bei kleinster Hitze köcheln lassen. Zwischendurch gelegentlich umrühren und falls nötig noch Wasser nachgießen.
  4. In der Zwischenzeit die Schokolade hacken. Die Petersilien- oder Korianderblättchen abzupfen und ebenfalls hacken.
  5. Sobald das Gemüse gar ist, die gehackte Schokolade in das Chili einrühren und alles mit Salz und etwas Zucker abschmecken.
  6. Das Chili auf Schälchen verteilen, jeweils einen Klecks Schmand daraufgeben, mit Petersilie oder Koriander bestreuen und mit Tortillachips servieren.
Anmerkungen
Die Menge ist deshalb so üppig, weil ich die Packung Kidneybohnen auf einmal verbrauchen wollte. Das Chili lässt sich aber gut aufheben und wieder aufwärmen – und das Rezept kann natürlich genauso gut halbiert werden.

Wintergemüsechili

Und was fangt ihr mit winterlichen Knollen und Wurzeln an?

12 Gedanken zu “Wundersame Wurzelverwandlung: Wintergemüsechili

  1. Susanne

    Also, abgesehen vom Rezept und Kochergebnis (du weisst, was ich meine, oder? ) gefällt mir ja auch ganz besonders die Anmerkung zur Lebensdauer von Wurzelgemüse. Ich pilgere dann mal zum Kühlschrank, hust….

  2. Stefanie

    Da gehe ich doch schnell mal meine Hülsenfrüchte-Vorräte überprüfen. Wurzelgemüse habe ich im Winter immer im Haus, aber sie werden in der Regel nicht alt, da ich sie vorher auffuttere :-) Das Chili klingt auf jeden Fall perfekt für uns, da könnte ich auch die Butterrüben, die diese Woche in meiner Bio-Abotüte waren, bestimmt gut unterbringen!

  3. ninive

    Chili, das will ich auch noch machen bevors wieder warm wird- vielleicht con Carne e Radice….. ansonsten steht grade dieses Wochenende für den Vorrat die Herstellung von Salzgemüse auf dem Plan, da kommen immerhin 3erlei Wurzeln dran- Möhren, Sellerie und Petersilie. Und das brauch ich dann für nahezu alles andere was ich so koche…..

  4. ninive

    neeeneee, nicht fermentieren; das würd ich ja dann wieder nicht vertragen.
    So ungefähr:
    http://www.essen-und-trinken.de/rezept/89683/gemuesebruehe-paste.html

    vielleicht mach ich morgen Fotos und schreib das endlich mal in den blog rein. Ist nämlich wirklich eine klasse Sache- Gemüsebrühe-Basis ohne Zusatzstoffe.
    Arturs Tochter hatte neulich auch eine, weitaus reichhaltiger, mit Pilzen und mehr- die ist sicher noch intensiver- wenn mans vertragen kann.

  5. Pingback: Schatzsuche im Vorratsschrank – die dritte Runde | magentratzerl

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