Wärmt wie ein schottisches Plaid: Cock-a-leekie

Wolldecke, dicke Socken und was Heißes zu trinken: definitiv gerade meine wichtigsten Accessoires. Meine Güte, ist das kalt geworden! Gerade jetzt frage ich mich mal wieder, was eigentlich die Menschheit dazu bewogen haben mag, sich aus ihrer muckelig warmen afrikanischen oder asiatischen Kinderstube (keine Ahnung, was da der aktuelle Stand der Forschung ist) so weit Richtung Pole vorzuarbeiten. Der ästhetische Anblick bunter Herbstblätter dürfte gegenüber Monaten der Dunkelheit und Kälte ja wohl kaum als Standortvorteil ins Gewicht fallen.

Ja, ja – der Reiz flackernder Kaminfeuer, der Duft von Glühwein, die unendlichen kreativen Möglichkeiten von Wurzelgemüse. Ich weiß. Aber wenn ich doch kalte Füße habe! Und ich bin schon froh, dass ich nicht in Nordnorwegen wohne. Oder in Sibirien. Oder auch nur auf einer sturmumtosten schottischen Insel.

Andererseits schadet es nicht, in diesen Monaten den Blick mal in solche Gegenden zu richten. Denn wenn die Leute dort eines wissen, dann, wie man sich warm hält, und zwar äußerlich und innerlich. Eine Idee für Wärme von innen habe ich mir aus Schottland geborgt: eine Suppe mit ordentlich was drin, die satt und zufrieden macht. Cock-a-leekie heißt der Klassiker, und damit sind schon die wichtigsten zwei Zutaten genannt, nämlich Huhn und Lauch. Das Besondere sind die Backpflaumen, die zum Schluss hineinkommen und die natürliche Süße des Lauchs unterstützen. Ordentlich dick und sättigend wird die Angelegenheit durch Graupen.

Cock-a-leekie Hühnersuppe mit Lauch

Beide Zutaten sind optional, sagen Wikipedia und ihre Quellen, aber erst mit ihnen wird aus einer einfachen Hühnersuppe mit Gemüseeinlage ein wunderbarer Winterwohligkeitsverbreiter. Ich habe zusätzlich eine Anregung der Kochpoetin aufgegriffen, Lauch mit Maronen zu kombinieren, und das war eine großartige Idee! Denn dadurch bekommt der Eintopf noch etwas Biss, und die nussig-süßlichen Maronen fügen sich bestens ins Gesamtbild.

Ich habe das Gericht „from scratch“ zubereitet, also erst einmal Hühnerbrühe gekocht. Schon dabei wird einem warm, deshalb ist die Aktion gerade für kalte Winterabende sehr zu empfehlen. Wer aber eine Abkürzung gehen möchte, verwendet einfach gute Hühnerbrühe und gart pro Person einen Hähnchenschenkel mit (ca. 30 Minuten). Wer es noch eiliger hat und diese Schenkel vor dem Servieren nicht auseinandernehmen will, um das Fleisch in die Suppe zu werfen, der kann natürlich auch Hühnchenbrust nehmen, in dünne Streifen schneiden und die letzten 10 Minuten mitgaren. Ideal ist das allerdings nicht, denn Brustfleisch schmeckt deutlich weniger herzhaft als das Fleisch anderer Geflügelteile. Hier kommen jedenfalls die Rezepte für Brühe und Eintopf separat, sodass ihr es halten könnt, wie es für euch am praktischsten ist.

 

Hühnerbrühe
Quelle: 
Zubereitungszeit: 
Garzeit: 
Zeitbedarf gesamt: 
 
Zutaten
  • 1 Hähnchen (ca. 1,4 kg)
  • 4 l Wasser
  • 1½ EL Salz
  • abgeschnittenes Grün von 1 Lauchstange (eine von den für den Cock-a-leekie verwendeten)
  • 1 große Möhre
  • 1 Stück Knollensellerie (ca. 200 g)
  • 1 Zwiebel
  • ½ TL schwarze Pfefferkörner
  • 2 getrocknete Lorbeerblätter
  • 2 Thymianzweige
Außerdem:
  • Seih-, Mull- oder Küchentuch zum Filtern der Brühe
Anleitung
  1. Das Hähnchen in einen großen Topf legen, Wasser und Salz zugeben, alles aufkochen und 1 Stunde bei kleiner Hitze mit aufgelegtem Deckel köcheln lassen. (Ich habe das Hühnchen übrigens absichtlich nicht gewaschen. Die lange Garzeit tötet sämtliche Keime zuverlässig ab. Spritzwasser vom Geflügelwaschen verteilt sie dagegen über das Spülbecken und im ungünstigsten Fall durch die Küche.)
  2. In der Zwischenzeit das Lauchgrün gründlich auch zwischen den Blättern waschen, Angegammeltes entfernen und das Grün grob schneiden. Möhre und Sellerie ebenfalls waschen und ungeschält grob schneiden. Die Zwiebel ungeschält halbieren.
  3. Nach 1 Stunde Garzeit ggf. die Hähnchenbrust auslösen (siehe Anmerkung). Das Gemüse zusammen mit den Kräutern und Gewürzen in den Topf geben, alles wieder aufkochen und 1 weitere Stunde bei kleiner Hitze und aufgelegtem Deckel kochen lassen. Schaum abzuschöpfen ist nicht nötig, der verschwindet von selbst wieder (und mein Ziel ist hier nicht eine glasklare Brühe).
  4. Ein großes Sieb (Durchschlag) mit einem Tuch auslegen und in einen zweiten Topf stellen. Die Brühe durchgießen. Das Gemüse wegwerfen, vom Huhn das verwendbare Fleisch abfieseln.
Anmerkungen
Ergibt ca. 3,5 l Hühnerbrühe.
Ich habe hier im Widerspruch zu sämtlichen Traditionen ein Brathähnchen verwendet, kein Suppenhuhn. Mein letztes Suppenhuhn war nämlich so zäh und mager, dass die Brühe nach kaum etwas geschmeckt hat. Aber wer eine Quelle für aromatische Suppenhühner hat, kann natürlich auch die nehmen.
Weil mir die Hähnchenbrust für den Eintopf zu schade war, habe ich sie nach 1 Std. Kochzeit ausgelöst und anderweitig verwendet (für Geflügelsalat). Man kann sie aber natürlich dranlassen und dadurch den Fleischanteil der Brühe erhöhen.

Cock-a-leekie
Quelle: 
Zubereitungszeit: 
Garzeit: 
Zeitbedarf gesamt: 
Portionen: 6
 
Zutaten
  • 3 dicke Lauchstangen
  • 1 EL Butter
  • 2 l Hühnerbrühe (gute gekaufte oder selbst gekochte, siehe Rezept oben)
  • 200 g Gerstengraupen (Perlgraupen)
  • 100 g Trockenpflaumen (Backpflaumen)
  • 300 g gegartes Hühnchenfleisch (vom Brühekochen; ersatzweise pro Person 1 Hähnchenschenkel oder 300 g Hähnchenbrustfilet, in mundgerechte Streifen geschnitten)
  • ½ Bund Petersilie
  • 200 g gegarte Maronen (siehe Anmerkung)
  • Salz, Pfeffer
  • frisch geriebene Muskatnuss
Anleitung
  1. Von den Lauchstangen das welke Grün und den Wurzelansatz abschneiden. Die Stangen der Länge nach aufschlitzen, auch zwischen den Schichten gründlich waschen und abtropfen lassen.
  2. Die Butter in einem großen Suppentopf schmelzen und den Lauch darin 10 Minuten bei mittlerer Hitze anschwitzen, dabei gelegentlich umrühren.
  3. Brühe und Perlgraupen angießen (an dieser Stelle frische Hähnchenschenkel mit dazugeben, falls verwendet), alles aufkochen und 30 Minuten bei kleiner Hitze zugedeckt köcheln lassen.
  4. In der Zwischenzeit die Trockenpflaumen in Streifen schneiden. Das gegarte Hühnchenfleisch in mundgerechte Stücke zupfen oder schneiden. Die Petersilie waschen, trocken schütteln, die Blättchen abzupfen und hacken. Die gegarten Maronen mit den Fingern etwas zerbröseln (oder mit dem Messer hacken).
  5. Falls frische Hähnchenbrust in Streifen verwendet wird, diese 5 Minuten vor Ende der Garzeit zugeben. Nach Ablauf der 30 Minuten die Trockenpflaumen und ggf. das gegarte Hähnchenfleisch zufügen, den Eintopf mit Salz, Pfeffer und frisch geriebener Muskatnuss abschmecken und alles noch 5 weitere Minuten bei kleinster Hitze ziehen lassen. (Hähnchenschenkel jetzt herausnehmen, das Fleisch vom Knochen lösen und wieder zur Suppe geben.)
  6. Den Eintopf auf Teller verteilen und mit Petersilie und Maronen bestreuen.
Anmerkungen
Maronen gibt es vorgegart und vakuumiert zu kaufen. Wer sie selbst garen möchte, muss mindestens 30 Minuten zusätzlich für das Schälen einplanen! Die Maronen ungeschält in kochendem Wasser 6 Minuten garen, abgießen und mit einem kleinen Messer Schale und braune Haut entfernen.

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4 Gedanken zu “Wärmt wie ein schottisches Plaid: Cock-a-leekie

  1. Eva

    Ha, dein Rezept kommt gerade richtig, morgen bekomme ich das neue „Monsterhuhn“ (um die 4 kg wiegt es meist) geliefert. :-) Ich koche meine Brühe meist direkt nach dem Zerlegen aus der Karkasse. Das ergibt dann ca. 2,5 l, die ich portionsweise einfriere.
    Und apropos frieren. Da kann ich ein Wörtchen mitreden, wenn ich nicht zum Fenster hinaus heizen will, habe ich ca. 18°C in der Wohnung und nach ein paar Stunden am Schreibtisch bin ich reif für entweder eine heiße Dusche oder eine Daunendecke. ;-)
    Liebe Grüße,
    Eva

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