Pflück-Glück: Ich sammle … Spitzwegerich-Knospen

Endlich! Auf diesen Artikel habe ich zwei Jahre lang gewartet. Ich habe zwar in den letzten Jahren schon hier und dort Schwärmereien über Spitzwegerich-Knospen gelesen, aber immer nur neidisch von außen auf die Teller geguckt. Denn ich selbst hatte bisher kein Glück mit dem Spitzwegerich. Im vorletzten Jahr war ich zu spät dran: Der Spitzwegerich stand allüberall in voller Blüte. Keine Knospe weit und breit. Im letzten Jahr war ich zur rechten Zeit am falschen Ort. Das einzige Mal, dass mir knospender Spitzwegerich begegnete, war ausgerechnet in einem Naturschutzgebiet – Pflücken streng verboten. (Ich empfehle das NSG Höltigbaum trotzdem gerne, weil hübsch; allerdings zum Wandern, nicht zum Sammeln.) Aber dieses Jahr hat es geklappt!

Der Schatz

Spitzwegerichknospen

Die Knospen des Spitzwegerichs. Die Pflanze selbst bildet eine Rosette von schmalen, spitzen (wer hätte das gedacht?) Blättern, deren Blattadern deutlich zu sehen sind. Aus der Mitte der Rosette wachsen die hohen Stängel, auf denen jeweils eine einzelne grünschwarze Knospe sitzt. Später öffnen um die Knospe herum winzige weiße Blüten. Aber dann ist es fürs Knospenpflücken natürlich schon zu spät.

Die weise Kräuterfrau meines Vertrauens, Lilian Kura, wusste allerdings zu berichten, dass auch die Spitzwegerichblätter wert sind, gesammelt zu werden: als Mittel gegen Insektenstiche zum Beispiel. Einfach ein Blatt zerdrücken, sodass der Saft austritt, und den auf den Stich tupfen.

Aber ich war ja jetzt hinter den Knospen her. Und die schmecken, wenn man frisch hineinbeißt, überraschenderweise nach Champignons (mit einer leichten Bitternote). Hier gibt es eindeutig kulinarisches Potenzial!

Die Fundstelle

Spitzwegerichpflanze mit Knospen

Grasende Kühe am Elbdeich

In diesem Fall: am Deich. Sonst: am Wegrand. Auf Weiden. Auf Parkrasen. Eigentlich überall. Kniffliger als die Aufgabe, die Pflanze zu finden, ist die Sache mit dem Pflückzeitpunkt. Siehe oben.

Die Mahlzeit

Lilian Kura sagte: „Einfach in die Pfanne, mit ein bisschen Knoblauchbutter oder -öl anbraten.“ Ich habe aber (auch weil ich meinen Schatz erst nachts nach Hause brachte) die Methode gewählt, die ich bei Frau Kochpoetin beziehungsweise Antje Radcke gelesen hatte: Ich habe die Knospen kurz abgespült, gut trocken getupft, in ein Glas gefüllt und mit Öl bedeckt. Allerdings habe ich sie dann lieber in den Kühlschrank gestellt, und aus diesem Grund habe ich auch kein Olivenöl verwendet, sondern ein neutral schmeckendes (Olivenöl wird gekühlt ja immer grisslig). Die Idee dahinter: Der leichte Pilzgeschmack der Knospen soll sich dadurch verstärken. Antje Radcke schwärmt gar von „Harzer Trüffeln“. Klingt gut.

Nach drei Tagen habe ich schon mal ein paar der eingelegten Knospen genommen und mitsamt etwas von dem Einlegeöl für schnelle Pasta verwendet: einfach kurz mit etwas Knoblauch im Öl angebraten, die frisch gekochten Spaghetti darin  gewendet und mit etwas gehackter Petersilie und Parmesan gemischt. Feine Sache, auch wenn das mit dem Champignongeschmack ziemlich dezent ist. Warte ich also weiter.

Graupenrisotto mit Spitzwegerichknospen
Nach sieben Tagen der zweite Versuch: ein Graupenrisotto. Knoblauch, eine in Ringe geschnittene Lauchstange und die Hälfte der verbliebenen eingelegten Knospen in Butter angeschwitzt, Graupen dazu und dann immer fleißig kellenweise Brühe zugegeben. Zum Schluss kamen die übrigen Spitzwegerichknospen mit etwas gehackter Petersilie und geriebenem Parmesan dazu. Das Fazit: sehr, sehr lecker! Zwar kann ich den trüffelartigen Pilzgeschmack immer noch nicht ausmachen, aber das leicht herbe Aroma der Spitzwegerichknospen gefällt mir in dem Graupenrisotto ganz ausgesprochen gut.

Mal sehen. Vielleicht mache ich noch einen Versuch, Spitzwegerichknospen in Olivenöl einzulegen und tatsächlich bei Zimmertemperatur durchziehen zu lassen. Vielleicht aber auch nicht – denn auch ohne Superpilzaroma fand ich sie eine tolle Entdeckung. Für Pilzaroma gibt’s schließlich auch Pilze.

Habt ihr schon mal Spitzwegerichknospen gesammelt und in der Küche verarbeitet? Habt ihr noch Tipps für mich?

9 Gedanken zu “Pflück-Glück: Ich sammle … Spitzwegerich-Knospen

  1. Sylvia Lechner

    Guten Morgen Sabine,
    hach – Du erinnerst mich daran, dass ich Spitzwegerich-Knospen schon lange mal probieren wollte. Da werd ich doch heute gleich auf der Wiese neben unserem Acker schauen, wie bei uns der Stand der Dinge ist.
    Viele Grüße
    Sylvia von der Krautgarten-Manufaktur

  2. Friederike

    es fasziniert mich immer wieder, welche Knospen man einlegen kann… Bärlauchknospen habe ich in Öl eingelegt und so wie du in den Kühlschrank gestellt, sicher ist sicher.
    Spitzwegerich werde suchen!! danke für die Anregung,
    lg in die schöne Stadt Hamburg :-))

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Was hättest du denn lieber im Garten gehabt als den Spitzwegerich? Tee aus den getrockneten Blättern soll übrigens toll gegen Husten sein. Falls du noch andere Anwendungen für deinen Gartenbewohner brauchst …

  3. Pingback: Heilen mit Spitzwegerich « Liz Collet - Blüten, Kräuter, Gewürze und Aromen

  4. Monika Hönich

    Ich habe auch heute Spitzwegerichknospen gesammelt, allerdings blühen schon welche sehr. Ich betreue gerade ein Grundstück einer Freundin. Da gibt es Spitz-und Breitwegerich ohne Ende. Da werd ich mal ganz viele Blätter sammeln für Tee, da ich Luftprobleme habe. Vielleicht hilft es doch ein wenig. Hier sind tolle Tipps. Bin durch Zufall auf die Seite gestossen. Sammle einige Kräuter und verwerte sie. Allerdings ist für Vogelmiere zu bitter in einem Smoosie.

  5. uggla

    Lieber sammelnde Städter! NICHT am Wegesrand sammeln, NICHT neben Äckern sammeln. Weil Keime ( Menschen, Hunde) , Chemikalien… Spitzwegerich gibt es auch allen etwas trockeneren Wiesen. Dort ist auch Schafgarbe. Am besten gucken, wo Pferde weiden…

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