Pflück-Glück, mediterrane Edition: Ich sammle … Ackerlauch

Dass ich aus der Ferne einen neuen Beitrag in meiner kleinen Wildsammelserie schreiben würde, hätte ich nicht gedacht! In diesem Fall kam das Pflück-Glück völlig unverhofft über mich. Ich hatte mir nämlich die Wanderschuhe angezogen und im alten Hafen von Marseille ein Bötchen in Richtung Îles de Frioul bestiegen, den Inseln also, die direkt vor der Stadt im Mittelmeer liegen.

Alter Hafen Marseille vom Boot aus

Der alte Hafen von Marseille vom Boot aus gesehen.

Das beliebteste Ausflugsziel, die Gefängnisfestung Châteu d’If, ließ ich links liegen und stieg erst auf Ratonneau vom Boot. Dieses Inselchen wollte ich erlaufen.

Château d'If von Ratonneau aus gesehen

Das Chateau d’If, Blick von Ratonneau (Îles de Frioul).

Das ist kein besonders sportliches Unterfangen, denn die Insel ist wirklich winzig: drei Erhebungen, ein paar steile Buchten (Calanques), in denen sich das blaue Mittelmeerwasser selbst zu Schaum schlägt, ein, zwei hübsche Badestrände – das war’s auch schon fast.

Hôpital Caroline auf Ratonneau

Die Ruinen des Hôpital Caroline auf Ratonneau.

Zu sehen gibt es einen Hafen mit ein paar Häusern, ein verfallenes Krankenhaus, in dem früher Schiffsbesatzungen in Quarantäne gebracht wurden, dazu Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg, auf denen Stützpfeiler in Kreuzform an die Toten dieses und anderer Kriege erinnern. Sehr bewegend, fand ich.

Fort Ratonneau Mahnmal

Kriegsmahnmal auf Fort Ratonneau.

Auf der äußersten Spitze der Insel, dem Cap Croix, machte ich eine kleine Pause. Gewandert war ich zwar noch nicht so wahnsinnig weit, aber irgendwo musste schließlich das mitgebrachte Picknick verzehrt werden! Ich setzte mich also auf eine alte Bunkermauer, biss in mein Stück Pinienkerntarte und betrachtete die Aussicht auf Marseille. Um mich herum nur Sonne, Wind und Möwengekreisch. Bis zu dem Moment, in dem drei offenbar Ortskundige mit Eimern auftauchten. Sie hatten den Blick auf den Boden gerichtet, bückten sich alle paar Schritte und zogen etwas aus der steinigen Erde.

Klar, dass ich das nicht lange aushielt! Ich kratzte also meine Französischreste zusammen und fragte sie, was sie da sammeln. „C’est le poireau sauvage“, erklärte mir die Frau, deren Eimer schon fast voll war.

Wilder Lauch im Eimer

Wilder Lauch! Ich steckte mir den Rest Tarte in den Mund, wartete ab, bis die drei Sammler_innen den Rückweg angetreten hatten, und dann fing ich an, mich meinerseits zu bücken.

Der Schatz

Wilder Lauch oder Ackerlauch sieht exakt so aus wie unser Porree. Na gut, die Stangen waren hier dünner, etwa so wie die Stängel von Frühlingszwiebeln. Aber das kann auch am kargen Boden gelegen haben. Verwechslungsgefahr gibt es in diesem Fall jedenfalls nicht.

Wilder Lauch Ackerlauch

Wilder Lauch Ackerlauch

Die Fundstelle

Wie gesagt: eine Insel im Mittelmeer. Aber angeblich kommt Ackerlauch auch bei uns an sonnigen Stellen vor.

Die Mahlzeit

Wilder Lauch Ackerlauch geerntet

Für eine Lauchsuppe schien mir mein Fund zu schade. Außerdem wollte ich nicht zu viel rausrupfen (auch wenn an der Stelle, an der ich gesammelt habe, wirklich reichlich davon wuchs).

Also habe ich einen Lauchsalat gemacht: einfach den Lauch in Scheiben geschnitten, mit schwarzen Oliven und Feta gemischt und eine Vinaigrette aus etwas Senf, Olivenöl und Zitronensaft gerührt.

Lauchsalat Lauch Feta Oliven

Das war ganz wunderbar!

Lauchsalat

Allerdings fand mein stressbedingt immer noch etwas angeschlagener Magen die herzhafte Zwiebeligkeit des Salats in großen Mengen dann doch nicht so super, sodass ich die zweite Hälfte des Salats einfach zu One-Pot-Pasta verarbeitet habe: ca. 150 Gramm Spaghetti, den Lauchsalat und ca. 600 Milliliter Wasser in einem Topf aufgekocht und unter gelegentlichem Rühren weitergekocht, bis die Nudeln gar und die Flüssigkeit zu einer cremigen Sauce eingekocht war. Ich muss sagen: Das schmeckte fast noch toller als der pure Salat!

Habt ihr schon mal die Bekanntschaft mit wildem Lauch gemacht?

3 Gedanken zu “Pflück-Glück, mediterrane Edition: Ich sammle … Ackerlauch

  1. multikulinaria

    Wilden Schnittlauch sammle ich hier öfters. Der wächst in Büscheln ganz in der Nähe auf schattigen Grünflächen. Auch Wunderlauch (allium paradoxum) gibt es hier (im April) reichlich zu ernten. Ackerlauch habe ich noch nie gesehen. Toll, dass du die Frauen getroffen hattest und so zu einem unverhofften wilden Salat gekommen bist. Ich liebe sowas!

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Wunderlauch musste ich jetzt erst mal nachgucken. :-) Im Grunde hätte ich wahrscheinlich auch ohne die Frauen darauf kommen können, was da direkt vor meinen Füßen wuchs, denn wie gesagt: Die Ähnlichkeit zu unserem Gemüselauch war nicht zu übersehen. Aber vermutlich hätte ich es trotzdem nur als hübsche Pflanzen wahrgenommen. :-)

  2. Maria Potthoff

    Der sieht ja klasse aus, nicht so ein gezüchtetes und möglicherweise genmanipuliertes Gemüse aus dem Discounter! Da lohnt es sich ja definitiv die Augen offen zu halten :-) Liebe Grüße aus St Martin im Passeiertal!

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