Eistee mit Blütenduft

 

Eistee im Hinterhof

Endlich! Endlich kann auch ich hier mal ein erfrischendes, kühlendes Getränk präsentieren, live aus den heißen Tagen des Hamburger Sommers. Nein, das ist unfair: Heiß war es hier auch schon – nur weilte ich während der großen Hitzewelle Anfang Juli gerade in Lettland, wo wir bei erträglichen 28 °C Maximaltemperatur ohnehin meist im Schatten dichter Wälder vor uns hin radelten und wo unser Erfrischungsgetränk in der Regel Wasser hieß.

Wasser ist auch zu Hause mein Frühling-Sommer-Herbst-und-Winter-Getränk. Ja, einfaches Leitungswasser, und nein, das ist kein schales aufbereitetes Elbwasser, sondern in unserem Fall Grundwasser aus der Nordheide, das wirklich gut schmeckt und so weich ist, dass man auch für Tee und Kaffee nichts filtern muss. Was für ein Luxus, dass hier so etwas Gutes aus dem Hahn fließt! (Auch das wurde mir im Urlaub mal wieder klar, denn in Lettland und Estland ist das Leitungswasser zwar unter hygienischen Gesichtspunkten einwandfrei trinkbar, aber an vielen Orten hat es einen so hohen Eisen- und Schwefelgehalt, dass es einfach scheußlich schmeckt. Wir haben deshalb deutlich mehr Flaschenwasser gekauft als ursprünglich geplant.)

Wie gesagt: Eigentlich erfüllt Wasser alle meine Anforderungen an ein (alkoholfreies) Kaltgetränk. Aber wenn es draußen so richtig sonnig ist, wenn die Arbeitslust hitzefrei macht und es selbst um Mitternacht noch warm genug ist, um im T-Shirt auf dem Balkon zu sitzen – dann werde ich nostalgisch und hätte gerne ein Sommergetränk. So wie früher.

Kindheitssommerferien sind für mich nämlich auf ewig mit dem Bild der großen Teekanne im Waschbecken verbunden. Die schön altmodische elfenbeinfarbene Kanne mit dem Goldrand benutzte meine Mutter immer an heißen Sommertagen, um darin gleich morgens Tee zu kochen: Hibiskus mit frischer Minze aus dem Garten. Danach wurde sie ins Waschbecken gestellt, um im kalten Wasser abzukühlen. Und nachmittags konnten wir dann unser wunderbar erfrischend säuerlich-minziges Getränk genießen. So schmeckte der Sommer, früher.

Eistee im Hinterhof

Bürohinterhof-Idyll. Ehrlich: Wer denkt denn da ans Arbeiten?

Hibiskus mit Minze trinke ich immer noch gerne. Aber an die Stelle des Lieblingssommergetränks hat sich in den letzten Jahren der Eistee – also: solcher aus schwarzem Tee – vorgearbeitet. Aus zwei Gründen: Zum einen hoffe ich an heißen Tagen insgeheim, dass mich schwarzer Tee mit einem kleinen Koffeinkick aus der drömeligen Ferienstimmung reißt und mir einen Schub Arbeitsenergie gibt. Zum anderen fällt bei uns ziemlich häufig kalt gewordener schwarzer Tee an. Denn wir sind Morgens-Tee-Trinker, weshalb M., der treue Frühstückmacher, früh als Erstes eine ganze Kanne Tee kocht. Wie viel ich dann davon trinke, hängt davon ab, wie spät … Oder wie lange … Lassen wir das. Jedenfalls bleibt oft gelegentlich Tee übrig, und bisher habe ich den im Sommer abends mit Zitrone oder Limette und Eiswürfeln als Eistee resteverwertet.

Damit ist jetzt leider Schluss. Denn auch ich musste jetzt einsehen, dass kalt gewordener Tee im Vergleich zu kalt angesetztem schmeckt wie … kalter Kaffee. Oder so. Jedenfalls bitter und abgestanden und sonst nach nicht viel. Schade um die schöne Resteverwertung – aber in Zukunft mache ich meinen Eistee als „cold brew“: Teeblätter in kaltes Wasser, im Kühlschrank 8 Stunden oder etwas mehr oder etwas weniger ziehen lassen, abfiltern, et voilà: intensives Tee-Aroma, kaum bitter, erfrischend. Großartig.

Die Basis lässt dann natürlich jede Menge Spielraum für Eistee-Geschmacksideen: klassisch mit Zitrusfrüchten, fast ebenso klassisch mit Pfirsich. Oder mit Beeren oder Melone. Ich habe eine Variante ausprobiert, die mir besonders gut gefallen hat: mit etwas Limettensaft und Rosenwasser. Den Tee dafür hatte ich mit einem Darjeeling (Bio-FTGFOP Second Flush, Monteviot Gardens) angesetzt, und das Rosenwasser unterstützt die blumig-duftige Note dieser Teesorte noch, ohne sie zuzudecken. Und Blütenduft, das ist doch Sommer, oder?

zwei Rosenblüten

Symbolbild. (Endlich ein Vorwand, um ein Rosenfoto in diesem Blog unterzubringen!)

Mein Sommergetränk hätte ich dann. Bleibt nur noch das Problem mit dem gefühlten Hitzefrei. Denn eigentlich müsste an diesem Schreibtisch mal echt was weggeschafft werden … Ich arbeite dran.

Eistee mit Blütenduft
Quelle: 
 
Zutaten
Für die Basis:
  • 1 EL loser schwarzer Tee (am besten Darjeeling)
  • 1 l Wasser
Pro Glas (200 ml):
  • 1 Spritzer frisch gepresster Limetten- oder Zitronensaft
  • ½ TL Rosenwasser
  • Zucker nach Geschmack
  • Eiswürfel nach Belieben
Anleitung
  1. Für die Basis den Tee in einen Krug oder eine Karaffe geben, der/die Platz im Kühlschrank hat. Das kalte Wasser daraufgeben und das Gefäß zugedeckt in den Kühlschrank stellen, wo der Tee ca. 8 Stunden ziehen darf.
  2. Nach dieser Zeit den Tee durch ein Sieb gießen und die Teeblätter wegwerfen. Diese Teebasis hält sich im Kühlschrank zwei, drei Tage. Theoretisch.
  3. Im Glas die Teebasis mit Limetten- oder Zitronensaft, Rosenwasser und Zucker mischen. Nach Belieben Eiswürfel zugeben. Genießen. Auf den Hallo-wach-Effekt warten.
Anmerkungen
Zubereitungszeit: 5 Minuten. Aber: 8 Stunden Ziehzeit für den Tee einplanen!
Ergibt 5 Gläser à 200 ml.

Viele, viele weitere Rezepte für kühlende Sommerdrinks gab’s übrigens gerade im Rahmen der Aktion „Wir retten, was zu retten ist“ auf diversen Blogs. Ich selbst war leider mit diesem Rezept nicht schnell genug, um teilzunehmen. Aber wer auf der Suche nach Alternativen zu industriell gefertigtem Eistee und überzuckerten Limonaden ist, werfe ruhig einen Blick (oder mehrere) in die folgenden Blogs:

giftigeblonde: Piña Colada alkoholfrei und Gin Berry Fizz 

Obers trifft Sahne: Kräuterlimonade 

lecker macht laune: Pfirsich-Zitronen-Eistee

From-Snuggs-Kitchen: Maracuja-Minz-Schorle

Prostmahlzeit: Wassermelonensaft

Küchenliebelei: Johannisbeer-Ingwer-Limonade mit Rosmarin

Kochen mit Herzchen: Zitronen-Eistee

our food creations: Beeren-Eistee

Das Mädel vom Land: Wassermelonen-Apfelessig-Tonic 

Barbaras Spielwiese: Mojito 

Kebo homing: Himbeer-Rhabarber-Limetten-Sirup 

Cuisine Violette: Pfirsich-Eistee

lieberlecker: Lillet-Sekt-Cocktail mit Minz-Limetten-Sirup

AnnaAntonia: Tonic-Sirup

Tanja von Greenway: Apfel-Eistee

Fliederbaum: Schafgarbe-Rosen-Sirup 

1x umrühren bitte aka kochtopf: Iced Latte

Verboten gut! Matcha-Eistee mit Limette, Zitrone und frischer Minze

Katha-kocht! Zimt-Eistee

12 Gedanken zu “Eistee mit Blütenduft

  1. Sünje

    Hmmm! Kalt ansetzen ist also die Lösung! Probier ich zu Hause gleich aus. Hier im
    USA-Urlaub ist mein Sommergetränk (bei konstant über 30 Grad, herrlich) die gute alte amerikanische Lemonade. Zitronensaft, Zucker, Wasser, Eis. In den Mixer oder Shaker, und es schmeckt unglaublich lecker. Es wird nicht am Zucker gespart, aber, ach. Ist ja Urlaub. Ansonsten trinken hier alle gerade Kaffee als cold brew. Ich hoffe, der Sommer ist noch lang!

  2. Anna C.

    aus fachlichen Gründen hab ich Vorurteile gegen „cold brew“ … Berufskrankheit. Wohingegen übrig gebliebener Tee hier auch des Öfteren vorkommt. Die amerikanische Methode- den frisch gebrühten Te direkt auf Eiswürfel zu kippen, hast du das im Vergleich schon getestet?
    Und Rosenbilder- ich war ganz schamlos und hab einfach ganz besondere Rosen-Posts, ohne jegliche Entschuldigung oder Rezepte, losgelassen… schön war das!
    Im Übrigen, so einen grünen Garten siehst du hier nicht mehr- alleine dieser Anblick wirkt schon erfrischend.

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Was meinst Du mit den fachlichen Gründen – dass Schimmelsporen etc. beim Kaltaufgießen nicht abgetötet werden? Über die Methode mit den Eiswürfeln lese ich zwar immer wieder, aber ich fürchte, die ist nichts für mich: So viele Eiswürfel bevorrate ich einfach nicht (dazu wäre gar kein Platz in meinem Gefrierschrank). Aber bestimmt klappt das auch gut!

      1. Anna C.

        nicht nur Schimmel, auch alles andere an Keimen kann sich mit Wasser prima vermehren. Teils sind die Tees ja bestrahlt und dergleichen um solche Keime abzutöten… aber trotzdem.

        1. Sabine Schlimm Artikel Autor

          Fachlich gesehen hast du wahrscheinlich recht, aber im Kühlschrank ist das mit der Keimvermehrung ja nicht so wild. Jedenfalls nicht wilder als bei Wasser mit Zitronen- oder Gurkenscheiben oder gar Beeren drin.

  3. Jenni

    Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Tee mit kaltem Wasser anzusetzen. Jetzt bin ich schon gespannt, wie das schmecken wird. Schade, dass die Eisteesaison schon vorbei ist. ;-)

  4. Robert

    Was ist eigentlich der Unterschied zur Zubereitung mit heißem Wasser? Ich hab jetzt zwar keine Angst vor Schimmel, würde aber nicht 8 Stunden warten wollen.
    Noch ein Tipp für alle, die einen intensiveren Geschmack beim Tee bevorzugen: Ich mische bei schwarzen Tee zum Darjeeling etwas Earl Grey mit rein. Das Bergamotte Aroma muss man dafür aber mögen.

    1. Sabine Schlimm Artikel Autor

      Wenn man den Tee mit heißem Wasser aufbrüht und dann abkühlen lässt, entwickeln sich mehr Bitterstoffe. Und danke für die Erinnerung, ein bisschen Earl Grey mit in den Tee für Eistee zu geben! Hier mit dem Rosenwasser passt es zwar nicht so gut, aber grundsätzlich mag ich das schon.

      1. Robert

        So sind die Geschmäcker eben verschieden. Ich finde gerade in der Mischung mit Rosenwasser schmeckt das „extra“ Aroma vom Earl Grey doch recht ansprechend.

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